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DIE GESCHICHTE DER ARBEITERWOHLFAHRT SCHWEINFURT



Als Quelle für die hier aufgeführten Informationen dient im Wesentlichen eine Ausarbeitung von Frau Daniela Kühnel
zur Geschichte der Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt aus dem Jahr 2017, beauftragt vom damaligen Vereinsvorstand.



Die AWO Schweinfurt Stadt in den 2020er Jahren

Seit Januar 2020 wird der Verein AWO Schweinfurt Stadt e.V. von einer 3er Spitze geführt. Die gleichberechtigten Kernvorstände Uwe Lehm, Holger Milde und Christoffer Lehm führen den Verein ehrenamtlich im Sinne von Ralf Sander und dessen erfolgreicher Neuausrichtung weiter. Die beiden Kindertagesstätten am Bergl und in der Auenstrasse sind bis auf den letzten Platz belegt. Insgesamt werden hier 250 Kinder überwiegend aus der Stadt Schweinfurt betreut. Das internationale Studentenwohnheim in der Friedrich-Ebert-Straße ist ebenfalls voll belegt. Gleiches gilt für die Seniorenwohnanlage am Kornmarkt, welche durch die Sanierung des Zwischenbaus im Jahr 2022 um 6 Wohneinheiten erweitert wurde. Insgesamt beschäftigt die AWO Schweinfurt Stadt e.V. (Stand Juni 2023) 68 Erziehrinnen und Erzieher, Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger, Reinigungskräfte, Hausmeister und Bürofachangestellte in Vollzeit und Teilzeit. Der Vorstand setzt sich zusammen aus den 3 Kernvorständen sowie den Beisitzerinnen und Beisitzern Marion Both, Jürgen Dietz, Petra Elbert, Gisela Klopf, Marianne Prowald, Matthias Sander und Peter Then. Zum erweiterten Vorstand zählen ebenfalls die Revisorin Rita Rolli sowie die Revisoren Heinrich Becker und Helmut Nickel. Der Verein steht auf soliden Grundpfeilern. Kleinere und auch größere Investitionen in alle Einrichtungen sowie in die Fort- und Weiterbildung des Personals müssen und können getätigt werden. Die Mitgliederzahl ist stabil bei rund 225 Mitgliedern. Allerdings steigt das Durchschnittsalter der Mitglieder, zwar langsam, aber stetig und liegt im Juni 2023 bei 63 Jahren. Der Vorstand stellt sich allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, um den Verein für die Zukunft stark zu halten. Im Juli 2023 feiert die AWO Schweinfurt Stadt den 100. Geburtstag des Muttervereins AWO Schweinfurt mit einem Festakt und einem Familienfest auf der Jägerwiese.

Kernvorstände Uwe Lehm, Christoffer Lehm, Holger Milde (v.l.n.r.)
Die Jägerwiese mit Amanda Käß Haus
v.l.n.r. Uwe Lehm, Annette Schön, Edith Sauerteig (sitzend), Dora Lud-wig, Stephan Danilischin, Holger Milde, Anni Rummert

Die AWO Schweinfurt Stadt in den 2000er und 2010er Jahren

Die 2000er Jahre brachten Veränderungen, die sich insbesondere auf die Organisation und die personelle Besetzung der Schweinfurter Arbeiterwohlfahrt auswirkten. Die sich bereits abzeichnende, auch wirtschaftliche Aufteilung des Vereins in die eigenständigen Vereine Stadt und Land wurde in dieser Zeit vollzogen. Im November 2011 erfolgte mit der Neuwahl des AWO-Vorstands eine Neuausrichtung des Vereins. Ralf Sander übernahm die Nachfolge von Werner Bonengel als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt und kündigte an, den Verein moderner auszurichten. Aufgrund von Liquiditätsproblemen war man gezwungen, Einsparungsmaßnahmen vorzunehmen. Der Vorstand entschloss sich dazu, auf die Beschäftigung einer Geschäftsführung zu verzichten und sich von der langjährigen Geschäftsführerin zu trennen. Auch das 2008 eröffnete Mehrgenerationenhaus am Kornmarkt 22 wurde zum 31. Dezember 2012 aus finanziellen Gründen geschlossen. 2015 konnte die Arbeiterwohlfahrt den ersten Familienstützpunkt in Schweinfurt an der KiTa Bergl eröffnen. Hier gibt es Angebote und Veranstaltungen für Familien im Stadtteil Bergl. An den verschiedenen Gebäuden der Arbeiterwohlfahrt nagte inzwischen der Zahn der Zeit. Dringende bauliche Reparaturen und Instandsetzungsmaßnahmen mussten getätigt werden. Die von der Arbeiterwohlfahrt betriebenen Kindertagesstätten wurden bezüglich der Ausstattung verbessert, die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Aus- Fort- und Weiterbildungsmaßnahamen fit für die Zukunft gemacht. Im Fall der Jägerwiese lag ein wirtschaftlicher Totalschaden vor. Die Arbeiterwohlfahrt stand vor der Entscheidung: Abriss oder Wiederherstellung. Man fand schließlich einen Weg, die Jägerwiese zu reaktivieren und für zukünftige Generationen zu erhalten. Im Oktober 2019 wurde das Amanda-Käß-Haus auf der Jägerwiese feierlich eingeweiht. Einen Monat zuvor konnte die AWO die erste Waldgruppe im neu geschaffenen Waldkindergarten auf der Jägerwiese begrüßen. Das Amanda-Käß-Haus soll für die Einrichtungen, für Mitglieder und alle Menschen in und um Schweinfurt wieder ein Ort des Zusammenseins und der Freude sein. Am 31.12.2016 zählte die Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt 212 Mitglieder. Für die Mitglieder erscheint zwei- bis dreimal jährlich eine Mitgliederzeitung. Darüber hinaus werden jährliche Mitgliederversammlungen durchgeführt. Im Clubraum der Arbeiterwohlfahrt am Kornmarkt findet einmal pro Monat der von Amanda-Käß initiierte AWO-Treff für Seniorinnen und Senioren mit wechselnden Themen und Referenten statt. Das Sommerfest im Juli eines jeden Jahres bringt alle kleinen und großen, jungen und alten Mitglieder in fröhlicher Runde, mit musikalischer Unterhaltung, Speis und Trank zusammen. Leider verstarb unser 1. Vorsitzender im November 2019 viel zu früh nach langer Krankheit im Alter von 61 Jahren. Die Neuausrichtung des Vereines war erfolgreich, Ralf Sander sei an dieser Stelle herzlich Dank gesagt für seinen hervorragenden Einsatz.

Ralf Sander
Foto: Helmut Glauch - Mainpost | Die Familie der Namensgeberin Amanda Käß – Enkeltochter Kerstin Petz (links), Tochter Ingrid Senft (Mitte) mit Ehemann Wolfgang Senft (rechts) sowie die beiden Kernvorstände Uwe Lehm und Holger Milde anlässlich der Einweihung des Amanda-Käß-Hauses
Foto: Helmut Glauch - Mainpost | Unsere erste Waldgruppe auf der Jägerwiese im Oktober 2019
AWO Sommerfest am Kornmarkt 24
Werner Bonengel

Die AWO Schweinfurt Stadt in den 1980er und 1990er Jahren

Amanda Käß führte die Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt bis 1995. Ihr Amt übernahm der Stadtrat und Bürgermeister Herbert Müller, der sich sein Leben lang mit den Zielen und Idealen der SPD verbunden µfühlte. Er starb im Dezember 2001 im Alter von 72 Jahren. Anfang 1980 beging die Arbeiterwohlfahrt in der Rathausdiele das 60-jährige Bestehen der Hilfsorganisation. Die Festrede zu diesem Ereignis hielt der damalige Oberbürgermeister Kurt Petzold. Auch zum 75-jährigen Bestehen der Arbeiterwohlfahrt in Deutschland lud der Kreisverband Schweinfurt der Arbeiterwohlfahrt 1994 zu einer Feierstunde in die Rathausdiele ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt 500 Mitglieder und 35 Mitarbeiter. Die Kindertagestätten, das Studentenwohnheim und die Seniorenwohnanlage fanden regen Zuspruch, boten Obhut und Lebensmittelpunkte für junge und alte Menschen aus nah und fern. Die Jägerwiese war Zentrum der Stadtranderholung, der Geselligkeit, des Zusammenseins. Die Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt hat sich in Stadt und Landkreis als wichtiger Anlaufpunkt für Menschen etabliert, die Hilfe und Unterstützung suchen. Die Sorgen und Nöte der Nachkriegszeiten spielen in den 1980er und 1990er Jahren keine entscheidende Rolle. Doch sind es nach wie vor ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Verein prägen.

Amanda Käß
Foto: Ruppert |
Amanda Käß 2009
Foto: Mainpost Archiv-Renate Wiener |
Herbert Müller
AWO Jägerwiese Historie
Die Jägerwiese Ende 1990

Die AWO Schweinfurt Stadt in den 1960er und 1970er Jahren

In den 1960er und 1970er Jahren setzte die Arbeiterwohlfahrt ihre Baufreudigkeit weiter fort. 1969 bestand der Vorstand aus Gretel Baumbach (1. Vorsitzende), Ernst Bussigel (2. Vorsitzender), Gertrud Otto (Kassier) und Loni Schreiber (Schriftführerin). Dora Starz, seit der Gründung der AWO Schweinfurt immer vorn dabei sowie Amanda Käß zählten neben vielen anderen fleißigen Menschen zu den Aktivposten in unserem Verein. Im Oktober wurde, nach dreijähriger Plan- und Bauzeit, das internationale Studentenwohnheim in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet. Als erstes AWO-Studentenwohnheim in Bayern bietet dieses Erfolgsprojekt 112 Studierenden eine praktische und schöne Unterkunft inmitten der Stadt. Bereits 1967 wurde das nächste große Bauprojekt der Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt beschlossen und in mdie Tat umgesetzt. Die Seniorenwohnanlage am Kornmarkt 24 bietet 80 Seniorinnen und Senioren seit November 1968 ein schönes, behagliches Zuhause. Das Gebäude erhielt 1986 den bdeutsamen Namen Gretel-Baumbach-Haus. In der Herrmann-Barthel-Straße 17 am Bergl entstand Anfang der 1970er Jahre ein neuer Kindergarten, durch die Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt geplant und errichtet. Im Januar 1973 konnte der Kindergarten, der damals 100 Kindern Platz bot, seiner Bestimmung übergeben werden. Seit Oktober 1973 betreibt die Arbeiterwohlfahrt die im Eigentum der Stadt Schweinfurt stehende Alwine-Schäfer-Kinderkrippe in der Auenstrasse. Die Stadtranderholung auf der Jägerwiese wurde aufgrund großen ehrenamtlichen Einsatzes einiger Frauen vor allem in den Sommerferien, ein Erfolgsprojekt, von dem viele Kinder und ihre Eltern in den kommenden Jahrzehnten profitierten.

Auszeichnung von Dora Starz, die zu den Gründungsmitgliedern der Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt gehörte. Ebenfalls dabei Gretel Baumbach und Gertrud Otto. Quelle: Heidi Scheuring, Schweinfurt
Ehrung von Amanda Käß anlässlich ihres 65. Geburtstages im Jahr 1984 durch den Bezirksvorsitzenden Volker von Truchseß (rechts). Ebenfalls anwesend Schorsch Pfister und Herbert Müller, die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt. Quelle: Stadtarchiv Schweinfurt, ST_SVZ_AW 3659
Anfang der 1970er Jahre konnte das Kindergarten-Projekt am Bergl starten. Quelle: Stadtarchiv, Nachlässe und Sammlungen Gretel Baumbach (1896-1983), Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Schweinfurt, Fotos
Amanda Käß als Helferin auf der Jägerwiese Quelle: Stadtarchiv Schweinfurt, ST_SVZ_Arbeiterwohlfahrt 8573

Die AWO Schweinfurt Stadt in den 1950er Jahren

Die Aufbruchstimmung der 1950er Jahre erfasste auch unseren Verein. Die Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt hatte zu dieser Zeit 730 Mitglieder und 4 Beschäftigte sowie viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Unter der Fürhung von Gretel Baumbach wurden begonnen, erste große Bauprojekte zu verwirklichen. 1954 bestand der Vorstand des Vereins aus Gretel Baumbach (1. Vorsitzende), Hans Sauer (2. Vorsitzender), Lotte Steuer (Kassierin) und Loni Schreiber (Schriftführerin). 1957 erfolgte auch der Registereintrag beim Amtsgericht Schweinfurt. Im Dezember 1951 wurde Richtfest des Jugendwohnheims in der Niederwerner Straße 17 gefeiert. Das Gebäude bot ab 1952 Wohnraum für Jugendliche, die zur Berufsausbildung nach Schweinfurt gekommen waren. Weiterhin waren hier der Kindergarten, eine Beratungsstelle für Bürgerinnen und Bürger sowie die Nähschule der AWO Schweinfurt untergebracht. Das Gebäude war seit seiner Eröffnung immer gut besucht. Später diente es der Stadt Schweinfurt als Jugendherberge. Die Stadtranderholung wurde in den 1950er Jahren zu einer wichtigen Institution, um Kinder in den Schulferien zu betreuen. So wurde 1958 das Stadtranderholungsheim auf der Jägerwiese eingeweiht, in welchem die Kinder aus Schweinfurt und Umgebung seit dieser Zeit ihre Ferien verbringen durften. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, allen voran Amanda Käß, spendeten ihren eigenen Urlaub den Kindern, die sie auf der Jägerwiese bekochten und betreuten. Die AWO Jägerwiese war geboren und hat sich zu einem wichtigen Projekt und sehr schönem Objekt der AWO Schweinfurt entwickelt. Ende der 1950er Jahre hatte die AWO Schweinfurt einen Stamm von 25 Frauen und Männern, die ehrenamtlich für die Betreuung der Kinder und für die Unterstützung notleidender Menschen sorgten. Ohne unsere Ehrenamtlichen wäre so vieles niemals möglich gewesen und wäre auch heute so vieles nicht möglich. 

Der Kindergarten in der Niederwerrnerstraße mit Heidi Scheuring als Helferin (links) Quelle: Heidi Scheuring, Schweinfurt
Das Stadtranderholungsheim der Arbeiterwohlfahrt auf der Jägerwiese Quelle: Stadtarchiv Schweinfurt, ST_SVZ_Arbeiterwohlfahrt 8573
Helferinnen beim Kochen in der Jägerwiese Quelle: Ingrid Senft, Schweinfurt
Amanda Käß und Gretel Baumbach auf der Jägerwiese
Amanda Käß (li) und Gretel Baumbach (re) kümmerten sich um die Versorgung der Kinder bei der Stadtranderholung Quelle: Ingrid Senft, Schweinfurt

Die Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges offenbarten sich den Menschen in Schweinfurt, welches während des Krieges schwer getroffen war, die Hälfte aller Wohnungen in Schutt und Asche lag, zahleiche neue Probleme. Es fehlte den Menschen an Lebensnotwenigem, Nahrungsmitteln, Wohnraum, Kohle zum Heizen, Kleidung, die öffentliche Verwaltung lag am Boden. Die Besatzungsmächte versuchten, dem entstehenden Chaos Einhalt zu gebieten. Dringender Handlungsbedarf war geboten, da sich die Einwohnerzahl in Schweinfurt in den ersten 7 Jahren nach Kriegsende mehr als verdoppelte und 1953 erstmals in der Geschichte der Stadt die Marke von 50000 überschritt.. Ohne Unterstützung wäre dies kaum möglich gewesen. Ein Kreis sozial engagierter Frauen organisierte bereits 1946 die Neugründung der Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt. Die sogenannten SPD-Frauen kümmerten sich um die lebenswichtigen Bedürfnisse der besonders vom Krieg hart getroffenen Menschen. Zu diesen Fraen der ersten Stunde zählten Gretel Baumbach und Dora Starz. Gretel Baumbach wurde 1946 zur 1. Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt gewählt. Die Lebensmiuttelknappheit wurde zuerst von amerikanischer Seite durch die sogenannten Care-Pakete bekämpft. Um deren gerechte Verteilung kümmerte sich, neben der Caritas und dem evangelischen Hilfswerk die Arbeiterwohlfahrt, jeweils in Absprache mit dem städtischen Sozialamt. Ebenso war die Arbeiterwohlfahrt zusammen mit den anderen Wohlfahrtsverbänden zuständig für die Zubereitung und Auslieferung der Schulspeisung. Die Frauen erschienen mit großen Töpfen und füllten das Essen für die Schulkinder in kleine Schüsseln und Kännchen um. Mit unterschiedlichen Maßnahmen wurde versucht, den mittellosen Menschen zu helfen. Hier war die Arbeiterwohlfahrt eine der führenden Vereine, die beim Einrichten und Betreiben von Nähstuben halfen. Ehrenamtliche Helferinnen nähen hier auf geschenkten oder von zu Hause mitgebrachten Nähmaschinen Kleidung für Kindern und für Erwachsene. Die Besatzungsmacht und Spenderinnen und Spender unterstütze mit Rohstoffen die Versorgung der Schulspeisung wie auch der Nähstuben. Eine große Notwendigkeit bestand darin, den Frauen zu helfen, die mit ihren Kindern ganz allein zurechtkommen mussten, weil ihre Männer gefallen oder durch Kriegsverletzungen nicht mehr in der Lage waren, ihre Familien zu ernähren, oder sich in Kriegsgefangenschaft befanden. Den ersten Kindergarten eröffnete die Arbeiterwohlfahrt in der damaligen Schillerschule. Auch die ehemalige Bartel-Villa auf dem Gelände der heutigen Galeria Kaufhof diente als Domizil für den Kindergarten. Die ersten Jahre nach dem krieg waren sehr prägend für die Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt. Gretel Baumbach hatte maßgeblichen Anteil, dass sich der Verein zu einer wichtigen Stütze der notleidenden Menschen entwickelt hat.

Gretel Baumbach Quelle: Stadtarchiv Schweinfurt, Bildersammlung
Die Arbeiterwohlfahrt war eine der zuständigen Behörden, die nach 1945 mithalfen, dass Lebensmittellieferungen auch bei denen ankamen, die sie am dringendsten benötigten. Quelle: Edgar Kolb, Schweinfurt
Sommerfest im Kindergarten in der Schillerschule 1947 Quelle: Handfest-Müller, Irene: „Es kommen auch wieder einmal andere Zeiten ...“: Leben in Trümmern - Schweinfurt 1939 - 1949 ; Zeitzeugenberichte und Dokumente. Schweinfurt 1994, S. 111
Dora Starz – Gründungsmitglied der AWO 1923 und bis ins hohe Alter Aktivistin der Arbeiterwohlfahrt Schweinfurt

Die Arbeiterwohlfahrt 1933 bis 1945

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Anfang 1933 setzte die Verfolgung und Verhaftung führender Mitglieder der SPD, der Freien Gewerkschaften und der Vereine der Wohlfahrtspflege ein. Die Arbeiterwohlfahrt in Deutschland, so auch in Schweinfurt, löste sich im Frühjahr 1933 auf, um einer Übernahme des Vereins in die nationalsozialistische Volkswohlfahrt zu entgehen.

Die Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt 1923 bis 1933

Mit verheerenden Folgen für einen Großteil der Menschen in Deutschland ging 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende. Not, Hunger, Leid, Krankheit und Elend hinterließ diese Jahrhundertkatastrophe bei so vielen Menschen, die Opfer des Krieges und seinen Folgen geworden waren. In den Städten, so auch in Schweinfurt, waren Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot, aufgrund von Zerstörung und Einwanderung, ausgeprägt hoch. Was machen gute Menschen in solchen Situationen? Sie helfen und teilen das wenige mit denen, die noch weniger haben. Diese Menschen organisieren sich, um gemeinsam stärker zu sein und so ihre Hilfe zu optimieren. Wie im gesamten Land gründete sich auch in Schweinfurt die Arbeiterwohlfahrt, wie überall im Land zeichneten die Mitglieder der SPD und der Freien Gewerkschaften, wo überwiegend SPD-Mitglieder organisiert waren, hierfür Verantwortung. Am 12. Februar 1923 fand die Gründungsversammlung des neuen Vereins, anfangs als Unterausschuss der Schweinfurter SPD, in den Räumen der damaligen Freien Gewerkschaften in der Luitpoldstraße 20, über der heutigen Westend-Apotheke, statt. Vorausgegangen waren Entwicklungen in der Stadt Schweinfurt, welche die Wohlfahrtspflege für sozial schwach gestellte Menschen förderten und die Gesundheit vor allem der Kinder große Bedeutung widmete. Ein Stadtarzt, Dr. Ludwig Schüssler aus München, wurde eigens nach Schweinfurt berufen. Verantwortlich für diese Maßnahmen waren der damalige Bürgermeister Benno Merkle (SPD) und seine Partei, welche die Mehrheit im Stadtrat stellte. Erster Vorsitzender des neuen Vereins war der Rechtsanwalt Josef Selig. Weitere Gründungsmitglieder waren Dora Starz, Georg Nörl, Barbara und Matthias Kennerknecht sowie der Genosse Essel. Hauptaufgaben des neuen Vereins waren die Unterstützung der Armenräte, die Organisation und Koordination von Hilfslieferungen, die Einrichtung von Suppenküchen und Nähstuben, die Organisation der Berufsausbildung von Jugendlichen, die Versorgung von Kindern und Familien mit Lebensnotwendigem. Der Verein sammelte Spenden bei Kaufleuten und Privatpersonen und erhielt in den ersten Jahren bis 1933 immer mehr Zuspruch. Der Grundstein für die Arbeiterwohlfahrt in Schweinfurt war gelegt.